Interessengemeinschaft: Eckpunktepapier
Grundlage: Eckpunktepapier der vom Bundesministeriums für Gesundheit und Soziale Sicherung durchgeführten Konsensuskonferenz zur Verbesserung der Versorgung von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen mit Aufmerksamkeitsdefizit- Hyperaktivitätsstörung (ADHS) am 28./29.10.2002 Pressemitteilung vom 27.12.2002
Erstmalig haben sich die Elternverbände Thüringens am 20.6.03 in Gotha zusammen gefunden, um gemeinsam auf der Grundlage des o.g. Eckpunktepapiers die wichtigen Positionen der Elternverbände in Thüringen zur Versorgung, Betreuung und Förderung von ADHS betroffenen Kindern- und Jugendlichen in Thüringen zusammen zu tragen. In allen Selbsthilfegruppen und Vereinen Thüringens arbeiten ausgebildete Pädagogen und engagierte Eltern auf ehrenamtlicher Basis, die sich fachlich seit Jahren zum Thema ADS weitergebildet haben.
Folgende Punkte erachten wir als wichtig:

Die Elternverbände setzen sich für eine verstärkte Aufklärung zum Thema ADHS in Schulen, Kindergärten und Tageseinrichtungen ein. Verstärkt sollen dabei in Vorträgen und Symposien auch komorbide Störungen beachtet werden wie die Lese-Rechtschreibschwäche, Dyskalkulie, Hochbegabung, Angst, aggressive und soziale Verhaltensstörungen.

Im Sinne eines multimodalen Behandlungskonzepts streben die Eltern eine verstärkte, notwendige Zusammenarbeit zwischen Kinder- und Jugendpsychiatern, Kinderärzten, Therapeuten, Psychologen, Pädagogen, Beratungsstellen, dem Jugend- und Sozialamt sowie den Krankenkassen an. Dabei verstehen sich die Leitungen der Elternverbände als Vermittler zwischen den Eltern mit ihren Kindern und den Ärzten, Lehrern und Therapeuten. Elternverbände in Thüringen bieten darüber hinaus fachgerechte Hilfe an, wenn die Finanzierung gesichert ist. Individuelle Förderung für Kinder, motopädische Übungsstunden, Elterntraining und Elternberatung sind als Mindeststandart notwendig.

Für die Behandlung notwendige Ergotherapeuten, Motopäden und von den Kassen zugelassene Kinder- und Jugendpsychotherapeuten, Verhaltenstherapeuten und Psychologen gibt es noch nicht überall flächendeckend in Thüringen. Eine Verbesserung der Zulassungspraxis wäre sinnvoll, um lange Anfahrtswege und Wartezeiten zu vermeiden.

Wir Elternverbände plädieren für eine frühe Diagnostik, möglichst im Kindergartenalter, wo sich bereits erste Auffälligkeiten zeigen, um bei den Kindern schulische Misserfolge und soziale Ausgrenzung zu vermeiden und sie gezielt zu fördern. Da die Kinderärzte die U9 durchführen, in der erste Auffälligkeiten zu erkennen sind, wäre eine Fortbildung dieser Ärzte notwendig. Viele Eltern projizieren Erziehungsverhalten in ein Störungsbild wie AD/HS und wenden sich mit ihren Problemen an die Familienberatungsstellen. Auch bei den dort arbeitenden Psychologen und Sozialpädagogen besteht Fortbildungsbedarf und die Möglichkeit auf empirisches Wissen von Fachtherapeuten zurückgreifen zu können.

Ein Schüler mit der Diagnose ADS hat durch die Förderrichtlinien vom 30.06.1998 einen Anspruch auf schulische Förderung, insbesondere bei noch vorhandenen Teilleistungsstörungen (LRS, Dyskalkulie) aber auch bei Hochbegabung. Den Eltern und Lehren muss diese Förderrichtlinie mehr bekannt gemacht werden. Der Förderplan der Schule sollte immer mit den Eltern abgesprochen sein. In den Schulen müsste es in Zukunft den Direktoren möglich sein, Klassenstärken mit ein und mehreren betroffenen Kindern oder Jugendlichen zu minimieren, da die Lehrer in diesen Klassen integrativ arbeiten müssen. Die Elternverbände wünschen, dass unsere betroffenen Kinder in die Schuljugendarbeit einbezogen werden. In Thüringen fehlen spezielle schulische Integrationsangebote für betroffene Kinder. Verbesserte Prüfungsbedingungen bei betroffenen Jugendlichen z.B. Zeitverlängerung, abgeschotteter Arbeitsplatz u.a. sollten auf Antrag in Zukunft möglich sein.

Wir fordern, dass das Thema ADHS im Hoch- und Fachschulbereich in Thüringen ein fester Bestandteil der Ausbildung wird. Dies betrifft die Ausbildung von Psychologen, Sozialpädagogen, Lehrern und Erziehern.

Wir plädieren für eine sachbezogene, seriöse Information zum Thema ADS in den Medien, insbesondere zur medikamentösen Behandlung mit dem Wirkstoff Methylphenidat (Ritalin, Medikinet und Concerta).

Seit o.g. Konsensuskonferenz wurde das ADS bei Erwachsenen erstmalig als behandlungsbedürftige psychische Störung anerkannt. In Thüringen fehlen Psychiater und Neurologen, die diese Störung diagnostizieren und weiterbehandeln können. Wir benötigen dringend Ärzte und Therapeuten, die bereit sind, sich weiterbilden zu lassen. Erste Erwachsenengruppen, einschließlich der jungen Erwachsenen sind auch in Thüringen im Entstehen.
Im Bundesverband "Aufmerksamkeitsstörung/Hyperaktivität" BV-AH Forchheim vertretene Regionalgruppen in Thüringen:

RG Gotha "Eltern-SHG für Kinder mit Aufmerksamkeitstörung/Hyperaktivität" gez. Andrea Wohlers

RG Gera SHG "Verhaltensorginelles Kind" gez. Silke Klefler, Kerstin Kaden

Eisenach "Elterninitiative zur Förderung hyperaktiver Kinder e.V." gez. Regina Schrage

Großbreitenbach SHG "Hyperaktives Kind" gez. Petra Beier, Christa Hötzel
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